Dennis Schüler ist Berufsimker und hat zwei Millionen Mitarbeiter
Von Antje Kahle Münster. "Nicht ohne meinen Hut" könnte das heimliche Lebensmotto von Dennis Schüler lauten. Ohne seinen "Akubra" aus Kaninchenfilz geht er nicht aus dem Haus, geschweige denn zur Arbeit. Zum einen gefällt ihm sein Kopfschmuck, zum anderen hat er einen ganz praktischen Hintergrund. "Er ist Sonnen-, Regen- und Stichschutz", sagt Schüler. Als Imker muss er bei der Arbeit aufpassen, dass sich keine Biene in seinen Haaren verfängt und ihn in den Kopf sticht. Bei rund zwei Millionen Bienen, die Schüler täglich umschwärmen, ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Irrfluges relativ hoch.
Mit Irrungen und Wirrungen begann auch bei dem 29- Jährigen die Liebe zu den schwarz-gelben Insekten. "Eigentlich sollten die Bienen Enten werden", erinnert er sich mit einem Lächeln. Doch im Garten seiner Eltern im oldenburgischen Land sei dafür kein Platz gewesen. Da gab ihm die Nachbarin einen spontanen Rat: "Nimm doch Bienen." Vorteile der kleinen Summer: Sie nehmen kaum Platz weg, versorgen sich selbst und fabrizieren köstlichen Honig. Argumente, die ihn zu seinen ersten 40 000 Haustieren brachte. Heute ist er in den Rieselfeldern am Stadtrand von Münster Herr über 50 Bienenvölker. Imkerei ist für Schülermehr als ein Beruf, es ist seine Berufung.
Denn: "Der Mensch hat überall Sozialstress, muss immer kommunizieren, sich anstrengen." Die Arbeit mit Bienen, so philosophiert Schüler, sei eine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, die Natur zu beobachten, einfach "bei sich zu sein". Ganz pragmatisch fügt er hinzu: "Außerdem leben Bienen nur sechs Wochen. Man baut keine emotionale Bindung auf." Richtig Arbeit machten die Völker erst, wenn ihre Zahl zweistellig werde. Ansonsten, so der Fachmann, reiche ein Tag Aufmerksamkeit in der Woche. Außerdem kommen ihm die Bienen mit ihrem Lebensrhythmus sehr entgegen: "Sie stehen erst auf, wenn es hell wird, bei Regen oder Temperaturen unter zehn Grad wollen sie in Ruhe gelassen werden." Jetzt, im Frühsommer, ist es mit der Ruhe vorbei.
Auf rund hundert Arbeitsstunden kommt Dennis Schüler pro Woche. Auf die Uhr schaut er nur morgens und abends. Während der Zeit in den Rieselfeldern vergesse er selbige. "Es dauert eben so lange, wie es dauert." Große Alternativen zur Ausbildung zum Tierwirt mit Schwerpunkt Bienenhaltung hat es für ihn nie gegeben. Es ist sein Traumberuf, versichert er. Sonst wäre ein solches Pensum kaum mit Spaß zu bewältigen. Seine Kenntnisse und Fähigkeiten teilt Schüler gerne. Etwa bei der samstäglichen Imkersprechstunde, den Honigtagen oder der Jugendarbeit. Wer ihm dabei zusieht, merkt eines schnell: die klassischen Klischees prallen von dem Endzwanziger ab, Vorurteile und Ängste entkräftet er: "Ich trage nie Schutzkleidung.
Bienen sind friedlich." Dafür dürfen Besucher frischen Honig direkt aus der Wabe probieren und sich über die Farbenpalette von schneeweiß bis fast schwarz wundern. Für diese Unterschiede hat der Experte eine Erklärung stets parat. Wer es genau wissen möchte, dem erzählt Schüler auch etwas über die Bienenzucht in Australien. Dort hat er nicht nur jede Menge gelernt, sondern auch seinen Hut her. |