Abschied von den Nuckis hoch oben im Schnullerbaum
Münster - Tut er’s oder tut er’s nicht? Monika Baltes ist nervös: Eigentlich soll sich ihr fast vierjähriger Sohn Tobias gleich endgültig von seinem Schnuller verabschieden – in luftiger Höhe im „Schnullerbaum“. Eigentlich, denn so ganz sicher ist sich der Steppke offenbar nicht.
Auf dem Spielplatz am Coerdeplatz steht Münsters Schnullerbaum: eine amerikanische Roteiche, in die Kinder schon seit dem vergangenen Jahr ihre heiß geliebten Nuckel hängen und sie später hier besuchen können. Das soll den Abschied vom Daumenersatz erleichtern.
Auch für Tobias. Besonderer Anreiz: Im Sommer kommt das Amt für Grünflächen und Umweltschutz an jedem ersten Mittwoch des Monats mit einem Hubsteiger, hilft den Kindern, die Plastikfreunde hoch oben in der gut 15 Meter hohen Eiche zu deponieren. Tobi schaut skeptisch nach oben, beißt noch einmal in seine Waffel. „Da, ganz viele.“ Er hat die Nuckis der anderen Kinder entdeckt. „Jetzt trau’ ich mich auch“, macht sich der Knirps Mut. Und seiner Mama.
Die hat schon einige schlaflose Nächte hinter sich, seitdem der
vierte Geburtstag und damit auch der endgültige Abschied vom Schnuller
immer näher rücken. Nun heißt’s gemeinsam rein in den Korb des
Hubsteigers. „Wo soll’s hingehen?“ fragt der Mann vom „Schnulleramt“.
Tobi zeigt in die Höhe: „Ganz nach oben, da hängt noch keiner.“ Und
schon geht’s aufwärts. Nach wenigen Sekunden erreicht die Gruppe ihr
Ziel und der tapfere Tobi bindet gleich zwei Schnuller an das bunte
Band: Der Baum als Ersatz für die Schnullerfee hat ihn so überzeugt,
dass er sogar auf seine Notreserve verzichtet.
„Toll“, freut sich Mama. Beide winken: „Tschüss Schnullis, wir
brauchen euch nicht mehr.“ Andere Kinder tun sich bei der diesjährigen
„Erstbeschnullung“ schwerer: Einige weinen, andere wollen nicht in den
Korb steigen. Einer vergräbt seinen Schnulli sogar im Sand, um ihn vor
dem Baum zu retten. Von Trauer bei Tobias keine Spur – im Gegenteil:
Der tapfere kleine Mann ist stolz auf sich und voller Tatendrang. |