Ärger über zu wenig Pflege in Parks / Stadt ist an Vertrag mit beauftragter Privatfirma gebunden Von Karin Völker Münster. Heiner Bruns blüht nicht gerade auf, wenn er in diesen sommerlichen Tagen in die münsterischen Grünanlagen blickt. Dort, wo kurz geschorener Rasen und gepflegt-frisierte Büsche das Auge erfreuen sollten, wuchert das Grün, wogen hüfthoch die Gräser. Und das im Jahr der Entente Florale, dem Wettbewerb, bei dem Münster sich gartenbautechnisch als Spitzenstadt in Deutschland profilieren will.
Das Schlimme: Die Stadt muss bis auf weiteres zusehen wie das Gras
weiterwächst, ihr sind die Hände respektive die Mäher gebunden. Denn
der Auftrag für die Pflege der Anlagen und Grünstreifen in der
Innenstadt und in Hiltrup ist nach einer öffentlichen Ausschreibung per
Vertrag an eine Privatfirma vergeben worden. Die aber kommt dem
wuchernden Wuchs nur unzulänglich bei, heißt es. „Inzwischen ist der
Rückstand so groß, dass das Unternehmen Rasen, Büsche und Bäume nur
noch schwer in den Griff bekommt“, sagte Bruns auf Anfrage unserer
Zeitung. Die Probleme hätten sich bereits zu Beginn der
Wachstumsperiode abgezeichnet. Doch jetzt seien die Schwierigkeiten
allmählich unübersehbar, seufzt Bruns. Rechtlich dürfe nur die
beauftragte Firma, ein Unternehmen, dessen Muttergesellschaft in den
Niederlanden ansässig sei, die Arbeiten ausführen. Dem Grünflächenamt
bleibt es momentan, die Versäumnisse detailliert zu protokollieren. Wenn
sich herausstellt, dass die vertraglich vereinbarten Arbeiten weiterhin
nicht erfüllt werden, könne die Stadt gegebenenfalls selbst aktiv
werden oder andere Unternehmen beauftragen, erklärt der Leiter des
Amtes für Grünflächen und Umweltschutz. Doch ihm ist wichtig zu
betonen: „Wir suchen eine Lösung gemeinsam mit der jetzt beauftragten
Firma.“ Die soll sich, wie hinter den Kulissen zu hören ist,
durch ein besonders günstiges Angebot den Auftrag gesichert haben. Weil
die Differenz zum zweitplatzierten Unternehmen, das sich um den Auftrag
bewarb, erheblich war, habe die Stadt das Konzept eingehend geprüft.
„Referenzen und Kalkulation waren in Ordnung“, so Bruns. Zurzeit, so
ist zu hören, werbe das Unternehmen Arbeitskräfte aus dem ganzen
Bundesgebiet für den Einsatz in Münster an. Denn in der Stadt und im
Umkreis ansässige Firmen sollen angesichts des Niedrigpreis-Angebots
der siegreichen Konkurrenz dem Vernehmen nach wenig motiviert sein,
sich nun als Subunternehmen engagieren zu lassen. Neben diesen
Problemen sorgen auch die städtischen Sparmaßnahmen dafür, dass das so
genannte öffentliche Grün sich in diesem Jahr weniger gepflegt
präsentiert als früher gewohnt. Stark genutzte und zentrale Bereiche
wie Aasee und Promenade werden vorrangig gepflegt, erläutert Amtsleiter
Bruns. Auf weniger genutzten Grünflächen darf das Gras jetzt ohnehin
ungeschoren länger wachsen. |