Von Gerhard H. Kock Münster. Missverständnisse können ruhmreich wirken. Beim tapferen Schneiderlein dachten die Leute, mit "Sieben auf einen Streich" seien Riesen gemeint, dabei waren’s Fliegen. Wenn demnächst in und um Vechta Münster in den allerhöchsten Tönen gelobt wird, liegt das an Pinar Mayaoglu, Nicolas Kerksieck und einem Missverständnis. Die beiden Ex-Berliner und Jetzt-Münsteraner haben sich für dieses Wochenende eine Kunstaktion ausgedacht. Mayaoglu und Kerksieck reinigen Stamm und Blattwerk der Bäume entlang der Levin- Schücking-Allee am Aasee.

Das fällt auf, da bleibt man stehen. Und wie der Zufall es will, steht vor einem Baum ein metallenes Hinweisschild. Darauf ist vermerkt, dass diese Eiche von den Freunden des Oldenburger Münsterlandes in alter Verbundenheit gepflanzt wurde. Die Leute lesen das Schild, schauen auf die Putzkolonne und ziehen erstaunt von dannen: "Wie tief muss die Treue sein, dass sogar der Freundschaftsbaum geputzt wird?". Diese Verwirrung ist ein Nebeneffekt. Denn das Künstler- Paar interessiert sich eigentlich für "Stadt-Natur". Ihre Baum-Putz-Aktion versteht es als Ode an die Kunst im Allgemeinen und an die Werke der Skulptur-Projekte im Besonderen. Daher singen sie beim Reinigen voll Inbrunst das Lied "Du holde Kunst" von Franz Schubert. Nach gut zwei Stunden waren ein Ahorn und eine Eiche geschafft, die weißen, frisch gebügelten Stofftaschentücher erschreckend dunkel und die Künstler nass - denn gestern putzte der Regen mit.